
Digitaler Zwilling. Reales Beispiel.
Stadtgemeinde Klagenfurt und der Vorstoß in die digitale Zukunft
Die moderne Technologie hat die Art und Weise, wie wir Städte planen und verwalten grundlegend verändert. In diesem Licht präsentiert sich Klagenfurt als Vorreiter einer neuen Ära der Stadtentwicklung durch die Implementierung eines zukunftsweisenden Projekts – den Digitalen Zwilling.
Der Digitale Zwilling: Verbindung der realen Welt mit künstlicher Intelligenz
Der Begriff „Digitaler Zwilling“ ist längst keine Zukunftsvision mehr, sondern hat bereits Einzug in die praktische Realität der Gemeinde- und Stadtplanung gehalten. Die Stadtgemeinde Klagenfurt setzt diesen innovativen Ansatz (gemeinsam mit Hexagon und GISquadrat) ein, um eine virtuelle Darstellung der Stadt zu schaffen und reale 3-D-Modelle mit einer Vielzahl von Datenquellen zu verknüpfen.
Klagenfurt verfolgt mit dem Projekt des Digitalen Zwillings eine ehrgeizige Vision. Dies geht über die reine Visualisierung hinaus: Das Ziel ist es, Entscheidungsträgern in der Stadtverwaltung datengestützte Einblicke zu bieten. Sie ermöglicht eine präzise Simulation städtischer Entwicklungen, um die Auswirkungen von Veränderungen, Infrastrukturprojekten und anderen Initiativen im Voraus zu bewerten.
Darüber hinaus bietet der Einsatz eines Digitalen Zwillings in der Gemeinde- und Stadtverwaltung den entsprechenden organisatorischen und strukturellen Ansatz, um den Auswirkungen des Klimawandels entgegenzuwirken.
Mehr als nur eine Abbildung: Gemeinsame Planung für eine nachhaltige Zukunft
19 000 Einzelbilder aus 1200 m Höhe in einer Flugzeit von viereinhalb Stunden – das ist die Ausgangsbasis für die Erstellung des Digitalen Zwillings für die Stadtgemeinde Klagenfurt. Dabei kommen GeoAI, HxDR und M.App Enterprise Software von Hexagon zum Einsatz. Das Ergebnis ist die Abbildung der Gesamtfläche von Grundstücken mit unterschiedlichen Landnutzungskategorien, um besser zu verstehen, wie die Grundstücke in der Stadt genutzt werden. Zusätzlich wurde die Versiegelung und der 3-D-Grünraum im Detail analysiert und modelliert. Dadurch konnte für jedes einzelne Grundstück eine detaillierte Abbildung des Versiegelungs- und Bodennutzungsgrades und zusätzlich der gesamte Grünraum in 3-D und als Grünvolumenzahl dargestellt werden. Darüber hinaus ist nun eine Einzelbaum-Detektion mit Abbildung der Baumhöhe, des Durchmessers und dem genauen Standort möglich. Das 3D-Modell zeigt dabei, wie wertvoll die einzelnen Grünflächen für das Klima im Stadtgebiet sind
Mittels Bodennutzungsanalyse können auch alle Poolflächen im gesamten Stadtgebiet ermittelt werden.
Ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Energiewende und Nachhaltigkeit ist die Visualisierung des Solarpotenzials sämtlicher Dächer im Stadtgebiet.
Der Digitale Zwilling eröffnet somit eine effiziente Möglichkeit zur Zusammenarbeit verschiedener Interessensvertreter. Experten, Stadtplaner, Bürger und die Gemeindeverwaltung können gemeinsam an nachhaltigen Lösungen arbeiten. Dies fördert nicht nur die Bürgerbeteiligung, sondern führt auch zu fundierten Entscheidungen, die das Stadtleben insgesamt verbessern.
Ein Blick in die Zukunft
In der nächsten Ausbaustufe ist eine Umsetzung von Vorher-Nachher-Szenarien für Infrastrukturprojekte wie beispielsweise Hochbauprojekte oder Straßenbauprojekte direkt im Digitalen Zwilling geplant, was in weiterer Folge für Bürgerbeteiligungsprozesse verwendet werden soll. Weitere Analysen und Modellierungen sind für Prozesse wie Luftströmung in der Stadt, Modellierung von Starkregenereignissen oder die Darstellung von Hitzeinseln im Digitalen Zwilling angedacht.
Der Digitale Zwilling ist damit nicht mehr ein theoretisches Konzept, sondern praktische Realität, die die Zukunft der Stadtplanung neu definiert und die Stadt auf die Bekämpfung der Auswirkungen des Klimawandels vorbereitet.
Referenz:
Dipl.-Ing. Günter Koren
Abteilungsleiter Abteilung Vermessung & Geoinformation
Digitaler Zwilling der Stadtgemeinde Klagenfurt
Fotocredits:
Stadtgemeinde Klagenfurt, GISquadrat